Home
 
Route
 
Team
 
Travel Journal
 
Gallery
 
Contact
 
 
Imprint
  17.01.2007 - Von der Reise mit "Mücke" und "Schnee" / Teil2

Der anfangs noch recht ebene Weg, der uns aus den Bergen herab nach Sulitjelma führen sollte, war übersät mit Pilzen, der Leib- und Magenspeise von Lumi. Geht man nun nicht schnell genug an diesen „Delikatessen“ vorüber, stellt sich das Rentier im wahrsten Sinne des Wortes „quer“. Da kann man ziehen wie man will. Erst wenn’s Schwammerl samt Hut und Stil vertilgt ist, darf sich die Kolonne wieder in Bewegung setzen. Doch da der Regen der letzten Tage den steinigen Weg derart glitschig hatte werden lassen, war an ein höheres Marschtempo sowie so nicht zu denken. Also gönnte ich Lumi zahlreiche „Fresspausen“ – er sollte noch so einiges zu überstehen haben an diesem Tag...
Sulitjelma liegt wie bereits erwähnt in einem Tal – oder besser gesagt am Rand eines Sees, der in diesem Tal liegt. Der Ort besteht prinzipiell aus einer Straße, die sich entlang des Sees zieht. Auf der einen Seite befindet sich das Seeufer, auf der anderen ragen die angrenzenden Berge steil in die Höhe. Da bleibt logischerweise nicht viel Platz zum Häuserbauen. Direkt vor Sulitjelma kreuzt sich die besagte Landstraße mit dem kleinen Trampelpfad, über den wir das Tal erreichten. Relativ schnell kam ich zu der Einsicht, dass wir den am anderen Ende von Sulitjelma gelegenen Supermarkt nur erreichen könnten, wenn wir auf der Hauptstraße durch den Ort ziehen würden. Problematisch war jedoch, dass zu dieser Zeit Straßenbauarbeiten stattfanden, was dazu führte, dass im Abstand von ungefähr 6-10 Minuten LKW’s in einem erstaunlichen Tempo die Straße hinunter in den Ort donnerten. Das Risiko, auf genau dieser Straße mit meinem Gespann entlang zu wandern schien mir etwas zu hoch.
Ich hielt mehrere LKW’s an mit der Bitte, mir für die ca. 1,5 Kilometer durch den Ort „Rückendeckung“ zu geben, doch aus Zeitgründen sahen sich die Fahrer dazu leider nicht in der Lage. Das Angebot, das Rentier kurzerhand auf den Lastzug zu hieven lehnte ich dankend ab.....

Also entschließe ich mich, es auf eigene Faust zu probieren. Mygga lasse ich zunächst zurück und binde Lumi vom Baum los. In dem Moment, als wir auf die Straße treten, kommt uns ein Wagen mit norwegischen Kennzeichen entgegen, bremst abrupt ab und aus dem Fahrzeug steigen eine Frau und ein Junge. Beide bewaffnet mit Fotoapparaten, sprechen sie mich auf englisch an. –Komisch- denke ich, wie haben die bloß erkannt, dass ich kein Norweger bin ?? Doch dann höre ich, in welcher Sprache sie sich untereinander unterhalten – deutsch. Kurzerhand stelle ich mich vor und nach der ersten Überraschung erkläre ich den beiden mein Problem. Sofort sind sie bereit mir zu helfen. Mit eingeschaltetem Warnblinker folgen sie Lumi und mir im Abstand von ungefähr 10 Metern und zwingen die von hinten heranbrausenden LKW’s so zum abbremsen. Es klappt. Sobald wir eine der wenigen Seitenstraßen erreicht haben, verlassen wir die Hauptstraße und atmen tief durch. Nach einem kurzen Gespräch bedanke mich bei der Mutter und ihrem Sohn und mache mich auf den Weg zurück, um Mygga und den Rest des Gepäcks zu holen. Lumi habe ich im Garten eines offensichtlich unbewohnten und halb zerfallenen Hauses festgebunden.
Während ich die Straße entlanggehe, merke ich, dass mir ein Auto im Schritttempo folgt. Als ich mich umdrehe, fragt mich der Fahrer, ob ich eine Fahrgelegenheit benötige. Dankbar lasse ich mich auf dem Beifahrersitz nieder und werde sofort auf sympathische Art mit Fragen bombardiert. Nachdem wir Mygga und das restliche Gepäck eingesammelt haben, machen wir uns auf den Weg zurück zu Lumi. Dieser hat in der Zwischenzeit eine kleine Menschentraube um sich versammelt, denn natürlich ist den Einwohnern das Spektakel nicht entgangen. Nachdem die meisten Fragen beantwortet sind und die Mutigsten unter den Kindern Lumi gestreichelt haben, teile ich meinem „Chauffeur“ mit, dass ich ein Proviantpaket beim Supermarkt abholen muss und dann plane, nicht weit von Sulitjelma entfernt für 2-3 Tage mein Lager aufzuschlagen. Sofort bietet mir der Mann an, mich zu einem Platz in den Bergen zu fahren, der sich seiner Meinung nach perfekt als Lagerplatz eignet. Das Angebot nehme ich an und gemeinsam mit Mygga machen wir uns auf den Weg zu einem Ort, dem die Einwohner von Sulitjelma den Namen „Die Prärie“ gegeben haben. Unterwegs erfahre ich, dass der gute Mann neben mir Geschichte und Archäologie studiert hat, mit Schwerpunkt auf der samischen Kultur und dass er hier in Sulitjelma bei der Feuerwehr arbeitet. Natürlich besitzt er berechtigtes Interesse an meiner Reise mit Rentier, wurden doch, so erzählt er mir „gezähmte Rentiere noch vor hundert Jahren unter den Samen genau so hoch gehandelt, wie heute beispielsweise ein Royals Royce“.
Die „Prärie“ eignet sich wirklich hervorragend als Lagerplatz – eine mit Blaubeeren übersäte Ebene mit einem riesigen Wasserfall, der an einer Felswand herunterrauscht. Wir laden den überwiegenden Teil des Gepäcks ab und machen uns auf den Rückweg nach Sulitjelma, um Lumi zu holen.
In Sulitjelma gehe ich noch kurz beim örtlichen Supermarkt vorbei, um mein Proviantpaket abzuholen. Spätestens als ich Lumi’s Leine locker um das Geländer vorm Eingang binde, komme ich mir wirklich wie der letzte Cowboy vor. Die Blicke der „üblichen Verdächtigen“, die vor dem Supermarkt stehen, sprechen Bände. Schnell verstaue ich die Lebensmittel in den Packtaschen und los geht’s, zurück zur „Prärie“.
Die im Auto so kurz und einfach erschienene Schotterstraße stellt sich als sechs Kilometer langer und ganz schön steiler Weg heraus, der direkt in das Gebirge führt. Nach dem ohnehin schon turbulenten Tag, zehrt er unsere letzten Kräfte auf. Oben angekommen kündigt sich ein kräftiger Gewittersturm an. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, das Camp zu errichten, die Ausrüstung zu verstauen und Lumi zu versorgen, bevor es anfängt zu Schütten wie aus Kübeln. Der Sturm zerrt die ganze Nacht an den Zeltwänden, was weder mich noch Mygga daran hindert, in komaähnlichen Schlaf zu verfallen.
Am darauf folgenden Morgen werden wir von der Sonne geweckt. Der ganze Tag entwickelt sich sonnig, freundlich und warm. Genau das richtige Wetter für einen Ruhetag und wir lassen es alle drei auch sehr ruhig angehen. Nach einem gepflegten Frühstück mit Brot, Wurst und Käse aus Sulitjelma (Juchuuu, manchmal gibt’s nix schöneres) mache ich mich daran, die Ausrüstung zu trockenen und den Inhalt des Proviantpaketes zu sortieren und umzupacken. Den Rest des Tages verbringen Mygga und ich damit, im umliegenden Gelände herum zu streifen.
Am Tag darauf stehen wir noch vor Sonnenaufgang auf und ich mache mich an den Abbau des Camps. Zunächst verspricht der Tag wieder ähnlich schön zu werden, nach ungefähr 6 Kilometern Fußmarsch jedoch werden wir von tiefschwarzen Wolken eingehüllt, die sich über den Sulitjelma-Pass schieben. Glücklicherweise bleibt es bei ein paar leichten Regenschauern und nach weiteren 6 Kilometern baue ich das Camp erneut auf – an einem See, der direkt vom Gletscher gespeist wird und dessen Wasser smaragd-grün ist.
In der kommenden Nacht zieht der bisher stärkste Sturm unserer Reise auf. Die kräftigen Böen zerren am Zelt und ich mache mir das erste Mal Gedanken ob der Stabilität meines Domizils. Am Morgen kommt noch ein ausgewachsenes Gewitter hinzu und die Temperatur sinkt stetig.
Draußen in der Natur unterwegs zu sein ist eine Sache – aber bei solch ungemütlichen Witterungsbedingungen das Camp abzubauen und loszuwandern erfordert eine Motivation, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht aufbringen kann.... . Nach meinen Berechnungen stehen mir genügend Reservetage zur Verfügung und so gönne ich mir unverdienterweise erneut einen „day off“, da das Wetter sich den gesamten Tag über nicht ändert. Gegen Nachmittag erreicht ein norwegischer Wanderer mein Zelt und berichtet, dass seine Klamotten trotz Regenjacke und Hose bis auf die Knochen durchgeweicht sein und dass der teilweise sehr dichte Nebel ihn stellenweise die Orientierung verlieren ließ.
Hm, den ganzen Tag nur im Zelt zu hocken ist zwar auf Dauer etwas eintönig – trotzdem möchte ich mit dem sichtlich entnervten Mann nicht tauschen. Nach einem kurzen Informationsaustausch widme ich mich wieder meiner Lektüre und greife beherzt zum nächsten Schokokeks.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter leider immer noch nicht wesentlich gebessert – was soll’s, wir müssen weiter. Da mein Außenzelt völlig durchnässt ist und ich weitergehend davon ausgehe, dass ich nach einem Wandertag bei diesem Wetter über dieselben Probleme verfügen werde, wie mein gestriger Besucher, beschließe ich zu versuchen, die Hütte des schwedischen Touristenverbandes (STF) bei Pieskehaure zu erreichen. Ich hoffe, dass ich dort die Möglichkeit bekomme, meine Klamotten und das Zelt zu trocknen. Allerdings steht uns ein Fußmarsch von 18 Kilometern bevor – die längste Etappe bisher. Nach ca. 7 Kilometern beginnt der Abstieg in die Ebene, in der sowohl der See Pieskehaure als auch die STF Hütte liegen. Der Ausblick ist gigantisch. Alle Täler, die wir bislang durchwandert haben, werden in Sachen Größe durch das hier „dezent“ in den Schatten gestellt. Der See, dessen Größe vergleichbar ist mit dem Balvatnett in Norwegen und dessen Wasser größtenteils aus den Gletschern kommt, leuchtet türkis Die angrenzenden Berge sind erst weit hinten am Horizont auszumachen. Ich wünschte, das Wetter würde mitspielen – mit etwas Sonne und ohne den stetigen Regen könnte man sicher tolle Photos machen. So aber versuche ich, diesen Anblick festzuhalten und wir wandern weiter Richtung STF-Hütte. Drei Hängebrücken müssen wir überqueren, was jedes Mal heißt: Gepäck runter, Rentier über die Brücke führen, an einer geeigneten Stelle festmachen, wieder über die Brücke und das gesamte Gepäck ans andere Ufer tragen. Nach der letzten Brücke sind es noch rund 800 Meter – trotzdem zweifle ich daran, dass wir die schaffen. Lumi hat mittlerweile kapituliert und ich muss ihn förmlich hinter mir herziehen dazu pfeife ich auch aus dem letzten Loch. Nur das Energiebündel der Truppe schmeißt sich noch genau so heftig in die Zugleine wie zu Beginn des Tages ;-)
Wir werden vom Hüttenwart (einer älteren Dame mit ungläubigem Blick) bereits erwartet. Ihre erste Frage : „....ist das ein Rentier ?“. Darauf ich „...genau!“. Darauf sie „.....wenn du unsere Sauna benutzen willst – die ist schon eingeheizt“. Das Geräusch was ich darauf erwidere kann ich nicht mehr wiedergeben, allerdings weiß ich noch, dass ich dieser wildfremden Frau beinahe stammelnd vor die Füße gefallen wäre – aus reiner Dankbarkeit.
In Windeseile nehme ich mir und den Tieren die Packtaschen ab, binde Lumi an einer Stelle mit ausreichend Vegetation fest, richte für Mygga einen Regen geschützten Platz vor dem Saunagebäude ein, ziehe mir die klitschnassen Klamotten vom Leib und schwinge meine ausgekühlten Knochen in die Saunazelle. Der Ofen glüht, das Thermometer zeigt 85° C und durch das Fenster bekommt man den grandiosen Ausblick auf die umliegende Bergwelt geboten. Was soll ich sagen: ich befinde mich nahe an der vollkommenen Glückseligkeit.
Nachdem ich mich mit dem durch den Saunaofen erhitzten Wasser endlich wieder einmal richtig gewaschen habe, hänge ich meine nassen Klamotten und das Zelt in den Trockenraum der Hütte.
Der Hüttenwart informiert mich über die Preise pro Übernachtung in der Hütte oder im Zelt in der Nähe inkl. Mitbenutzung der Küche etc. Ich brauche jedoch nicht lange zu überlegen. Ein Blick in den Himmel genügt selbst mir, um dem nächsten Regenschauer noch genau fünf Minuten Zeit zu geben. Kurz gesagt: das Zelt bleibt im Trockenraum und Mygga und Micha machen es sich in dem „Hundezimmer“ gemütlich, in dessen weichen Betten wir bei dem Geräusch des Regens, der gegen die Scheiben prasselt, recht bald einschlummern.

Am nächsten Morgen geht’s direkt weiter. Auf der Strecke von hier bis Kvikkjokk liegen noch drei weitere STF-Hütten, so dass ich für den Fall, dass das Wetter so bleibt oder gar noch schlechter wird, immer einen warmen und trockenen Unterschlupf finden werde – ein beruhigendes Gefühl.
Die ersten 2-3 Kilometer begleitet mich ein schwedischer Wandersmann, der eine ausgezeichnete Photoausrüstung bei sich hat und sich bereit erklärt, von mir und den Tieren Photos zu machen (einige dieser Bilder habe ich in die Galerie gestellt). Der Tag ist herrlich. Die Sonne scheint und dazu weht ein laues Lüftchen. Leider zieht gegen Abend die nächste Regenfront auf und so errichte ich nach ungefähr 10-12 Kilometern das Camp in einer Höhe von ca. 1000 Metern. Es wird spürbar kälter. Hier oben wächst auch nicht mehr allzu viel außer Flechten.



Während der drei folgenden Tage bleibt das Wetter weitestgehend schlecht. Dazu kommt noch, dass das Gelände ab Vaimok sehr beschwerlich wird. Im Prinzip wandert man den Großteil der Strecke über Geröllfelder mit teils großen Felsen. Das sich dabei keiner von uns Dreien etwas verknackst oder gar gebrochen hat, ist in meinen Augen pures Glück. Ich muss auch zugeben, dass ich während dieser drei Tage häufiger vor mich hin geflucht habe. Der Spaßfaktor blieb hier wahrlich etwas „auf der Strecke“.
Als wir dann das Staika-Massiv passieren, öffnet sich das Padjalanta-Tal, an dessen Ende Kvikkjokk (unser Ziel) liegt.



Bei stürmischem aber größtenteils sonnigem Wetter verlassen wir die Hochebene und wandern ab in das Tal. Nach einer weiteren Hängebrücke gelangen wir bald an die vorletzte STF-Hütte – Tarrekaise. Der Hüttenwart wird bereits am nächsten Tag alles verschließen und sich auf den Heimweg machen. Der Herbst hat spürbar Einzug gehalten und die Saison neigt sich dem Ende zu - auf den Gipfeln liegt schon der erste Schnee. Da sich kaum noch Leute hier aufhalten – abgesehen von 4 samischen Jägern und einem 84 Jahre alten Wanderer namens Kurt, gönne ich mir den Luxus und miete mich für eine Übernachtung ein. Ich gehe davon aus, Kvikkjokk von hier aus in 2-3 Tagen erreichen zu können. Die Samen zeigen sich durchaus interessiert an meiner Reise und wollen natürlich wissen, wie ich an das Rentier gekommen bin, ob ich die Tragausrüstung selbst gebaut habe (...auf meine Antwort „ die habe ich bei einer Tankstelle als Souvenir gekauft“ schauen sie etwas skeptisch drein – ist aber wahr) etc. Sie berichten ihrerseits, dass sie im Umkreis von 5 Kilometern während der letzten Woche drei Bären gesichtet haben. Das Padjalanta-Tal sei um diese Jahreszeit ein bevorzugter Aufenthaltsort der Pelztierchen. Na ja, nicht schlecht. Da muss man einfach dran glauben, dass sie der Menschengeruch mehr abschreckt als der Rentiergeruch sie anlockt ; -)
Nach einer zwei Tage langen Wanderung durch das Padjalanta-Tal erreichen wir dann das gegenüberliegende Ufer von Kvikkjokk. Während eines kurzen Telefonats mit dem Bootsfahrer Björn, der uns über den See nach Kvikkjokk bringen soll, bietet dieser mir an, noch ein paar Tage in seiner Hütte auf der anderen Seite des Sees zu verbringen. Dankend nehme ich das Angebot an – immerhin weiß ich noch nicht genau, wer mich hier wann wieder abholen kann. Im Nachhinein kann ich nur sagen: einen besseren Abschluss der Reise hätte ich mir nicht wünschen können. Das Haus liegt auf einer Halbinsel, einsam gelegen mit wunderbaren Ausblicken auf die Berge. Im Sommer ist es nur über das Wasser zu erreichen, da eine kräftige Stromschnelle die Insel vom Festland trennt. Nur im Winter, wenn der See zugefroren ist, kann man die Hütte über das Eis erreichen. Für Lumi gab es genügend Platz und Futter, na und Mygga konnte nach Lust und Laune herumtoben und die Gegend erkunden.



Weitere 5 Tage blieben wir in Kvikkjokk, in denen ich sehr nette Menschen kennen lernte. Am sechsten Tag, einem sehr sonnigen Tag im Übrigen, kamen Uwe und Rita, die sich erneut dazu bereit erklärten, mich und meinen Kleintier-Zoo zu transportieren, in Kvikkjokk an.
Zunächst jedoch mussten wir das Gepäck und die Tiere über den See transportieren – im Boot. Alles kein Problem – nur, was ist mit Lumi ? Ich hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde bei dem Versuch, ihn in das Motorboot zu bugsieren.



Was soll ich sagen, der Goldjunge erstaunte uns alle zutiefst. Völlig locker folgte er mir in das Boot und blieb seelenruhig stehen bis wir das andere Ufer erreichten. Kurz vorm Ziel hinterließ er noch ein paar „Grüsse“ im Boot und sprang dann an Land, als ob er das jeden Tag machen würde.
Uwe, Rita und ich (mittlerweile ein eingespieltes Team) machten uns an den Aufbau des Rentier-Anhängers und nach ein paar Abschiedsphotos begaben wir uns auf den Heimweg. Bei meinen beiden Chauffeuren möchte ich mich an dieser Stelle bedanken für die Mühen und Anstrengungen die ihr in Kauf genommen habt, um mich der Realisierung der ganzen Unternehmung ein großes Stück näher zu bringen. Die Verpflegung war 1a (ob nun heißer Kaffee für mich oder Raller-Rosen für Lumi) und Service sowie Stimmung ließen nichts zu wünschen übrig. Danke!

Tja, und dann war ich wieder zurück – genau, zurück auf Solberget. Ob ich da noch mal wegkomme? Keine Ahnung.
Die Reise mit Mücke und Schnee werde ich jedenfalls so schnell nicht vergessen – ich habe dabei viel gelernt, vor allen Dingen über mich selbst.

Wenn mich jemand fragen würde, welches Tier ich gerne sein würde, falls ich mir das aussuchen könnte – ich wäre versucht zu antworten: Rentier. Diese Tiere sind so genügsam, anspruchslos und sanftmütig. Und wenn ich ab und an eine Herde Rentiere in den Bergen angetroffen habe, wenn sie friedlich vor sich hin fraßen oder einfach von einem Hügel zum nächsten tobten und sich geschickt durch das unwegsame Gelände bewegten, dachte ich – wow, das ist eigentlich ganz schön cool.
Aber mal abgesehen von den Raubtieren, vor denen man sich in Acht nehmen sollte, sind vor allen Dingen die Insekten der Grund, warum ich doch eher nicht als Rentier durch die Gegend rennen wollte. Man kann sich wirklich nicht vorstellen, wie sehr diese Biester den Rens zu Leibe Rücken, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Da gibt es Mücken, Bremsen, dann Fliegen, die in die Nüstern krabbeln und dort irgendwo ihre Eier ablegen und deren Larven dann ausgehustet werden und nicht zu vergessen die hummelartigen Insekten, die sich vornehmlich auf den Rücken des Rentieres setzen, um ihre Eier direkt unter der Haut abzulegen. Nein Danke - das ist mir eine Spur zu heftig.

Nach allem, was ich über diese besonderen Tiere gelernt habe, kann ich nur sagen:

meinen Respekt haben sie, die Rens.















 
  © 2006 by poolgames.de               English | Deutsch